top of page

Schindermatz
Ein Oberbayern Krimi
Taschenbuch: ISBN: 978-3-96714241-9
E-Book: ISBN 978-3-96714-249-5

coverpic3d.jpg

Der Einbruch, zu dem Bernrieder gerufen wird, entpuppt sich als ein brutaler Mord mit einer schrecklich entstellten Leiche. Der Fall hat es in sich. Die einzigen Hinweise führen zu einer ahnungslosen Freundin der Toten und einem leeren Schrank, und jede Spur, der Bernrieder folgt, endet in einer Sackgasse.

Als eine zweite Leiche gefunden wird,weiß der Tölzer Kommissar, dass Eile geboten ist. Doch mit dem Auftauchen der Familie des ersten Opfers scheint nichts mehr einen Sinn zu ergeben. Besteht überhaupt eine Verbindung zwischen den beiden Opfern? Und wieso muss sich Bernrieder plötzlich so viel mit Antiquitäten auseinandersetzen?

Schindermatz

Ein Oberbayern Krimi

von

Olaf Maly

 

2022 ©Olaf Maly

 

 

Kapitel 3 (Auszug)

Toni Schwarzer also, der Kollege, den er zwar kannte, zu dem er aber nicht sehr viel Kontakt hatte, stand an seinem Wagen und ging ihm ein paar Schritte entgegen. Meistens gab es bei Einbrüchen keine Toten und wenn, dann war es sowieso Mord, mit dem der Toni nichts zu tun haben wollte. Dass beide sich am selben Platz trafen, war eher die Ausnahme.

»Franz, mach dich auf was g'fasst. Des siehst du nicht jeden Tag.«

»Wieso, was is?«

»Der armen Frau hat jemand des ganze G'sicht zertrümmert. Des is nur noch Brei.«

Franz Josef Bernrieder schüttelte nur leicht den Kopf in Unverständnis, dass jemand so etwas tun konnte.

»A bisser'l Pietät, Toni. Und ruf bitte die Amelie an, dass die sofort herkommt. Und den Mittler brauch ma.«

»Den Doktor?«

»Genau den.«

»Aber des sieht man doch, dass die tot is. Des sieht a Blinder. Und außerdem is des –«

»Ja, ich weiß, dass des nicht deine Arbeit is. Toni, mach's einfach. Die Nummern hat der Ferdl im Büro. Ich wart hier auf die zwei mit ihrer Truppe.«

Dann ging er ins Haus. Alleine. Er musste keine Tür öffnen. Alles, was man irgendwie brauchen konnte, war bereits abgeschraubt, ausgebrochen, abgeschlagen, mitgenommen. Er zog seine Taschenlampe heraus, da es bereits dämmrig war, und tastete sich in einem gelben, schwachen Lichtkegel vorwärts. Dort lag sie, in dem großen Raum, in dem nur noch ein paar Stühle und ein kaputter Tisch waren. Und ein alter Teppich, von dem man nicht mehr sehen konnte, welche Farben er einmal gehabt hatte. Das musste das Wohnzimmer gewesen sein, ging es dem Franz durch den Kopf, da breite Türöffnungen auf den verwilderten Garten zeigten.

Der Toni hatte recht. Vom Gesicht war nichts mehr zu erkennen. Jemand musste mit blinder Wut auf die junge Frau eingeschlagen haben. Nur noch ein nicht zu übersehender, blutiger Fleck, der mittlerweile braun geworden war. Auch wenn er kein Arzt war, wusste er, dass es schon eine Zeitlang her war, als man sie umgebracht hatte. Fliegen in Massen hatten sich an der Leiche versammelt. Es summte wie in einem Bienenhaus. Kein schönes, leichtes Summen. Eher eines vom Ende. Einem traurigen Ende eines kurzen Lebens.

Ein alter Stuhl mit samtenem Polster stand in der Ecke des Raumes. Verstaubt, halb zerfleddert. Er holte ihn sich, setzte sich ein paar Meter vom Opfer entfernt hin und betrachtete sie. Er wusste, dass er das nicht machen sollte, aber in seiner langjährigen Zeit als Kommissar hatte er bereits viele Tote gesehen. Aber noch nie jemanden, der so zugerichtet worden war. Unglaublich, ging es ihm durch den Kopf.

»Den muss ich finden, und wenn des des Letzte is, was ich in meinem Leben mach«, sagte er leise zu sich selbst. Es war niemand außer ihm im Raum, nur die Leere, die ihn umgab. Und der Geruch von Verwesung. Gerade noch hatte er sich an seine Jugend erinnert, an den Geruch von frisch gemähtem Gras. Und nun das hier.

Dann stützte er seinen Kopf in seine Hände und fing leicht an zu weinen. Nur kurz. Es war ganz einfach zu überwältigend.

bottom of page